Seit wenigen Wochen bin ich von den bislang getragenen Fitnessarmbänder (zuletzt das Amazfit Cor) auf meine erste Smartwatch umgestiegen. Zumindest wird das Amazfit Bip* als Smartwatch ausgegeben, wobei der eigentliche Funktionsumfang kaum den meines Cores übersteigt.
Das Interesse für das Amazfit Bip kam insbesondere dadurch zustande, dass die “Bip Lite” Version gerade erst sowohl bei Aldi Nord als auch Aldi Süd zum echten Kampfpreis von gerade einmal 35 Euro angeboten wurde.
Leider war das Bip Lite innerhalb der ersten Minuten ausverkauft, sodass ich hier leer ausgegangen bin. Ganz kurzfristig waren sie dann auch bei Mediamarkt und Saturn zum gleichen Preis gelistet, allerdings wohl auch in minimaler Stückzahl. Also hab ich dort auch in die Röhre geschaut. Bei Amazon war es weiter konstant mit 60 Euro gelistet, sodass ich mich nach einer Alternative umgesehen habe.
Fündig wurde ich bei Aliexpress*, dem chinesischen Amazon-Konkurrent. (wichtig! Wer bei Aliexpress bestellt, soll sich zwingend über Einfuhrzölle usw. informieren, um keine böse Überraschung zu erleben).
Dort war dann das Amazfit Bip, also die “größere Variante” für rund 45 Euro, lieferbar aus Spanien, gelistet und somit deutlich günstiger als die Lite-Version bei Amazon 🙂 Aktuell (Stand 26.04.2020) ist das Amazfit BIP bei Amazon* auch für schnittige 59 Euro gelistet!
Unterschied Amazfit Bip und Bip Lite
Es gibt zwei wichtige Unterschiede zwischen dem Bip und dem Bip Lite.
Während das Bip Lite lediglich eine Wasserdichtigkeit bis 3ATM gewährleistet, ist das Bip IP68-zertifiziert und somit deutlich robuster im Wasser. Das Tragen dieser Smartwatch in Salzwasser wird trotzdem nicht empfohlen.
Noch interessanter ist allerdings das verbaute GPS-Modul im Bip. In der Lite-Version sucht man GPS vergeblich.
Ich denke, dass diese beiden Features den Aufpreis (bei mir waren es gerade mal 10 Euro) durchaus rechtfertigen, wenn insbesondere das GPS-Modul auch eine ordentliche Wegerfassung ermöglicht. Ob dies tatsächlich der Fall ist, erfährst Du gleich im Erfahrungsbericht.
Das Amazfit Bip in Praxistest
Ich trage das Amazfit Bip aktuell rund vier Wochen.
Die Schritterfassung
Das wichtigste Kriterium für mich ist immer noch die Schritterfassung. Daher habe ich die ersten 48 Stunden sowohl das Bip als auch das Amazfit Cor am gleichen Handgelenk getragen. Insgesamt gab es über diesen Zeitraum durchschnittlich eine Abweichung von maximal 1 – 2 Prozent, also alles im ordentlichen Rahmen.
Gefühlt erzielt das Bip auch sehr gute Werte bei der grundsätzlichen Schritterfassung. So wird beispielsweise während der Schlafphase und auch solange ich sonst noch im Bett liege kein Schritt erfasst. Das gleiche gilt während ich radfahre, auch wenn ich das gerade nicht als Aktivität auf der Smartwatch laufen habe.
Das Display
Ein echtes Highlight des Amazfit Bip ist meiner Meinung nach das Display. Während viele Hersteller LED-Displays oder OLED-Displays verbauen, setzen die Verantwortlichen beim BIP auf ein farbiges TFT-Display. Je mehr Sonne auf das Display knallt, umso besser wird es ablesbar. Zudem nagt es deutlich weniger am Akku wie ein LED-Displays. Etwas komisch wirkt es allerdings in einem dunklen Raum, wenn die blaue Hintergrundbeleuchtung eingeschaltet wird. Hier wirkt es dann vergleichsweise “billig” (siehe Bild oben).
Für diese Smartwatch gibt es bereits unzählige Watchfaces, sodass sicher für jeden das passende Ziffernblatt dabei ist, egal ob man nur nackte Zahlen, Comic-Figuren oder sonstwas beim Ablesen der Uhrzeit mit ansehen möchte. Eine gute Android-App hierfür ist MyWhatface for Amazfit Bip.
Was mich am Amazfit Cor immer gestört hat war die Reaktion des Displays auf Wasser. Hier hat es immer rumgesponnen und dann auch selbst beim Duschen automatisch irgendwelche Aktivitäten gestartet.
Beim Amazfit Bip ist dies hervorragend gelöst. Der Touchscreen des Bip reagiert erst, wenn das Menü durch den mechanischen Knopf rechts freigeschaltet wird. Der Touchscreen reagiert ab dann aber sehr feinfühlig.
Aktivitäten aufzeichnen — mit gemischten Ergebnissen
Insgesamt gibt es vier voreingestellte Aktivitäten, die direkt über die Smartwatch gestartet werden können:
- Outdoor-Laufen
- Indoor-Laufen
- Radfahren
- Gehen
Hier kommt dann auch endlich das GPS-Modul zum Einsatz. Es scheint allerdings je nach Produktions-Charge zu größeren Qualitätsunterschieden zu kommen. Dies habe ich bereits mehrfach in diversen Foren gelesen aber auch selbst bemerkt. Da ich meiner Tochter gleichzeitig ein Bip gekauft habe, kann ich insbesondere bei der Dauer bis zum ersten sauberen Signalempfang einen Zeitverzug von locker 20 bis 30 Sekunden zwischen beiden Geräten bestätigen. Man kann jetzt die Zeit natürlich abwarten oder die Aktivität trotzdem schon vorher starten. Die Streckenaufzeichnung beginnt dann eben sobald das Signal da ist.
Komischerweise habe ich bei meiner “Haus-Joggingstrecke” immer auf dem ersten Kilometer eine Fehlstrecke von rund 200 Meter. Der Rest der Strecke deckt sich dann einwandfrei mit der Aufzeichnung über mein Smartphone und Endomondo.
Allerdings gibt es bei der Aufzeichnung von Aktivitäten ein wesentlich größeres Problem, das eigentlich dringend über ein Software-Update behoben werden sollte.
Sobald eine Aktivität gestartet wird bleiben die Sensoren des Touchscreens eingeschaltet (über mehrere Ebenen können während einer Aktivität Infos abgerufen werden). Wird der Touchscreen allerdings zu stark beansprucht, wird die Aktivität automatisch beendet und komplett gelöscht. Dies ist insbesondere der Fall, wenn man lange Kleidung trägt und die Ärmel dann über den Touchscreen wischen. Hier ist also echt Vorsicht geboten, mir ist das selbst auch schon mehrfach passiert.
Die Akkulaufzeit
Laut Hersteller-Angaben hat das Amazfit Bip eine Akku-Laufzeit von rund eineinhalb Monaten, was für eine Smartwatch absolut irre ist.
Ein wichtiger Punkt ist dabei sicher das stromsparende TFT-Display.
Auf die rund 45 Tage kommt man aber nur, wenn man auf diverse Funktionen, insbesondere die Standorterfassung über das GPS-Modul, verzichtet.
Da ich in den ersten Wochen insbesondere zu Testzwecken auch die einfachen Spaziergänge mit unserem Hund aufgezeichnet habe, kann ich guten Gewissens von einer Laufzeit von rund 10 Tagen bei mindestens einer erfassten Aktivität sprechen. Selbst das ist bei Smartwatches eigentlich ein sehr ordentlicher Wert.
Zum Aufladen wird die mitgelieferte Station benötigt. Schade, hier wäre ein gängiger USB-Anschluss die praktischere Wahl gewesen.
Der Rest ist Standart, und kein schlechter
Die Bedienung des Amazfit Bip ist einfach und logisch aufgebaut. Das Display ist solange gesperrt, bis es durch einen Druck auf den rechts angebrachten mechanischen Knopf freigeschaltet wird. Während man auf dem Hauptschirm je nach Watchface verschiedenste Dinge anzeigen lassen kann, werden über verschiedene Bildschirme diverser Dinge direkt eingestellt:
- Aktivtäten (direkt die 4 genannten Möglichkeiten ansteuerbar und dann auch startfähig)
- Wetter (Abruf aktueller Wetterdaten)
- Wecker (in der App voreingestellte Wecker können an und ausgeschalten werden
- Timer (Stoppuhr oder Countdown)
- Kompass (ja, die BIP hat auch einen Kompass verbaut)
- Einstellungen (grundsätzliche Einstellmöglichkeiten, beispielsweise die Helligkeit des Displays).
Vom Hauptbildschirm selbst kann mit einem Wisch nach oben die DND-Funktion gestartet werden. So lassen sich schnell sämtliche eingestellte Benachrichtigungsfunktionen ein und ausgeschaltet werden (der Wecker bleibt allerdings unbeachtet!).
Den Tragekomfort mit dem normalen Standart-Armband finde ich sehr angenehm. Das BIP macht mit einem aktuellen Watchface auch optisch meiner Meinung nach einen sehr guten Eindruck.
Amazfit kompatible Apps
Für das Amazfit BIP gibt es einige interessante Apps, die Du Dir unbedingt anschauen solltest:
Mi Fit App – Diese App wird vom Hersteller zur Verbindung mit dem Smartphone empfohlen. Mit ihr lassen sich grundsätzlich alle wichtigen Einstellungen tätigen.
Notify & Fitness for Amazfit — eine etwas aufgebohrte App, die insbesondere in der Kauf-Version einiges mehr an Einstellungsmöglichkeiten bietet. Insbesondere interessant ist die Möglichkeit, neue Schriftarten einzuspielen, sodass in der Benachrichtigung auch Emojis richtig angezeigt werden.
MyWhatface for Amazfit Bip — diese App habe ich weiter oben schon erwähnt. Eine riesige Auswahl an Watchfaces, die dann einfach installiert werden können.
Die Auswahl an Apps werde ich erweitern, sobald ich was neues finde 🙂
Ist das Amazfit BIP jetzt eine Smartwatch und kann ich sie empfehlen?
Wenn man es genau nimmt ist das BIP keine echte Smartwatch. Von einer Smartwatch wird beispielsweise verlangt, dass Apps nachinstalliert werden können. Dies ist bei der BIP nicht der Fall. So findet man also weder Whatsapp noch Facebook oder ähnliches auf der BIP. Benachrichtigungen der Messengerdienste werden allerdings weitergeleitet und können auch direkt am Band gelesen werden!
Mit der aktuell bei mir installierten Firmware-Version 1.1.6.36 dürfte das BIP insbesondere bei aktiven Nutzern der Aktivitäts-Aufzeichnung für rauchende Köpfe sorgen.
Legst Du insbesondere Wert auf das normale Aufzeichnung Deiner Schritte und ist Dir die Benachrichtigungsfunktion bei eingehenden Messenger-Nachrichten bzw. Anrufen am wichtigsten, ist das Amazfit Bip* ein echter Preis-/Leistungskracher.
Ich selbst bin bislang mit dem Gerät, wenn man den gezahlten Preis zugrunde legt, absolut zufrieden.
Vielen Dank, dass Sie diesen ausführlichen Vergleich auf diese Fitness-Armbänder geschrieben haben. Ich habe aus diesem Artikel eine Menge gelernt. Ich hoffe, Sie können uns auch weiterhin aufklären.
Hey, vielen Dank für die coole, persönliche Rezension.
Mal sehen, wann bei mir so ein Gerät einzieht.
Vom Prinzip her definitiv eine gute Idee.
LG Winfried